Lachgeschichten




Leseprobe aus: Uli wird Clown

1
Uli kann nicht schlafen. Wie soll er auch, wenn er immer noch den Fernseher hört! Und nicht nur das. Aus dem Wohnzimmer ertönt außerdem ein Gackern und Kichern. Es stammt von Papa und Mama und von Hanna. Die drei kugeln sich.
Das Lachen kommt aber auch aus dem Fernseher, aus einem unsichtbaren Saal voll mit unsichtbaren Leuten.
Immer bringen sie die besten Sachen am Samstagabend, und immer dann, wenn jemand wie Uli ins Bett muss!
Zum Glück ist er nicht festgebunden.

2
Und schon robbt Uli durch die halb offene Tür ins Wohnzimmer. Er wartet auf den entrüsteten Aufschrei seiner großen Schwester. Aber die lacht Tränen und merkt deshalb nichts.
Neben ihrem Sessel bleibt Uli liegen, mit bestem Blick auf den Fernseher.
Da drin fuchtelt ein Clown mit einer Fliegenklatsche rum. Er steht auf einer Bühne, die wie ein Esszimmer eingerichtet ist. Ein ganzer Saal voller Leute lacht. Man kann die Leute nicht sehen, nur hören. Der Clown, mit Pappnase und im Schlotterkostüm, dreht sich wie ein Kreisel, aber die Brummfliege erwischt er nicht. Er fegt zwei Blumentöpfe vom Fenstersims. Danach hebt er einen Finger in die Luft und horcht: nichts mehr zu hören, kein Gesumse. Zufrieden lässt er die Klatsche sinken.
Da! Ssssss - sie lebt! Der Clown stürzt zum Tisch und wartet darauf, dass sie sich setzt. Die Fliege schwebt über dem Honigbrot, sie überlegt es sich noch. Der Clown nicht. Er haut drauf. Bätsch! Das Honigbrot klebt an der Klatsche. Die Fliege aber ist weg.

3
Uli hält sich den Mund zu, damit ihm auch kein Ton rausrutscht. Hanna im Sessel neben ihm kreischt vor Lachen.
Mit dem Honigbrot an der Klatsche schlägt der Clown die Tassen und Gläser kaputt. Dann beguckt er sich die Scherben aus der Nähe und sucht die tote Fliege.
Da ist aber keine.
Ssssss ... Um seinen Kopf kreist sie! Wild haut der Clown auf seine eigene Glatze. Bäng! Bätsch! Bäng!
Die Fliege hat sich inzwischen brav auf die Lampe gesetzt. Ein Blick, ein Sprung - Bäng! Bätsch! Die Lampe zersplittert, das Licht ist aus. Nacht ist es auf dem Bildschirm. Die Sendung ist vorbei.
Eine Fernsehdame taucht auf. Sie will ihre Ansage machen, aber dann horcht sie erstaunt hinüber zur Tür. Von dort her kommt ein schreckliches Getöse. Bäng! Bätsch! Bäng!
Keiner sieht es, aber es ist sonnenklar: Hinter der Tür wütet der Clown.
Die Dame schaut Uli und alle Fernsehzuschauer an. Dann legt sie den Finger an die Lippen und schleicht fort. Jetzt ist die Sendung wirklich aus.

4
Mannomann! Uli tut der Bauch weh vom heimlichen Lachen.
Hanna wirft sich auf dem Sessel herum mit „Haha“ und „Hihi“ und „Huh - ich kann nicht mehr!“
„Oje“, seufzt Mama, „jetzt hab ich mich fast totgelacht!“
Papa kichert noch eine Weile in sich hinein. „Das war echt eine Nummer“, sagt er. „Aber jetzt ab ins Bett, Hanna!“
Hanna tut zwar, als hätte sie nichts gehört, fragt sich nur, wie lange sie das machen darf. Höchste Zeit für Uli!
Schnell kriecht er in sein Zimmer zurück.

5
„Also“, verkündet Uli beim Sonntagsfrühstück, „ich weiß jetzt, was ich mal werden will.“
„Ach nee?“, gähnt Hanna. „Schon wieder?“
„Olympiasieger“, erinnert sich Papa, „stimmt´s?“
Uli winkt ab. „Das war doch letzte Woche!“
„Ich dachte, Millionär?“, meint Mama.
„Quatsch“, ruft Uli, „alles Schnee von gestern! Jetzt weiß ich es wirklich!“
„Und was willst du wirklich werden?“, erkundigt sich Papa.
Uli grinst geheimnisvoll. „Das sollt ihr erraten. Wartet ab! Und bleibt alle sitzen!“ Er schiebt Mama neben Papa auf die Eckbank, wo auch Hanna kauert. Dann zieht er ihnen den Tisch ein Stück weg. Das ist notwendig für seinen Plan.
„Moment“, protestiert Mama, „du bist ja noch nicht fertig. Iss zuerst dein Honigbrot auf!“
„Geht nicht“, sagt Uli, „das brauch ich doch.“ Wie ein Tierbändiger schaut er seine Familie an, ob auch jeder auf seinem Platz ist. „Ich bin gleich zurück!“